Das Rechnungswesen ist das Herzstück eines jeden Unternehmens. Hier laufen viele Fäden zusammen – von der Buchhaltung bis zur Abwicklung von Zahlungen. Doch genau diese zentrale Rolle macht das
Rechnungswesen zu einem beliebten
Ziel für Cyber-Angriffe. Hacker und Cyberkriminelle haben es oft auf die sensiblen Daten und Gelder abgesehen, die im Rechnungswesen verwaltet werden. Die Folgen eines erfolgreichen Angriffs können finanzielle Verluste, beschädigter Ruf und rechtliche Konsequenzen sein.
Daher müssen Unternehmen ihr Rechnungswesen vor Cyber-Angriffen schützen.
Jochen Treuz ist Experte für die Digitalisierung im Rechnungswesen und geprüfter BSI IT-Grundschutzpraktiker. Seit 2015 berät und begleitet er Unternehmen und Verwaltungen bei Fragen der elektronischen Rechnungsabwicklung. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Schwachstellen identifizieren und durch geeignete Maßnahmen die Zahl von Angriffen und deren wirtschaftlichen Folgen verringern können.
Warum ist das Rechnungswesen so anfällig für Cyber-Attacken?
Das Rechnungswesen ist besonders anfällig für Cyber-Attacken, weil hier große Mengen an sensiblen Daten verarbeitet werden. Dazu gehören Bankverbindungen, Kundendaten und interne finanzielle Informationen. Diese Daten sind für Cyberkriminelle äußerst wertvoll, da sie sie für Betrug, Erpressung oder den Weiterverkauf nutzen können.
Sowohl der Trend zum mobilen Arbeiten als auch die zunehmende Nutzung von E-Rechnungen erhöhen die Angriffsfläche. Elektronische Rechnungen, die per E-Mail verschickt werden, können gefälscht oder manipuliert werden, wenn keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.
Angriffsarten auf das Rechnungswesen
Cyberkriminelle nutzen verschiedene Methoden, um in die Systeme eines Unternehmens einzudringen. Phishing ist eine der häufigsten Methoden. Dabei werden gefälschte E-Mails verschickt, die den Empfänger dazu verleiten sollen, vertrauliche Informationen preiszugeben oder schädliche Software herunterzuladen. Auch Ransomware ist eine häufige Bedrohung. Diese Schadsoftware verschlüsselt die Daten des Unternehmens und gibt sie erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder frei.
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Ein weiteres Risiko stellt die Manipulation von Finanzdaten dar. Angreifer können in das System eindringen und Rechnungsbeträge, Bankverbindungen oder Buchungsvorgänge ändern. So werden Zahlungen auf das Konto des Angreifers umgeleitet, ohne dass dies zunächst auffällt. Datenlecks, bei denen sensible Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, sind ebenfalls eine große Gefahr. Sie können nicht nur zu finanziellen Schäden, sondern auch zu einem Vertrauensverlust bei Kunden und anderen Geschäftspartnern führen.
Wie Sie Ihr Rechnungswesen schützen können
Um das Rechnungswesen vor Cyber-Angriffen zu schützen, müssen Unternehmen entsprechende technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen. Eine gute Grundlage für den Schutz Ihrer IT-Infrastruktur ist die Vorgehensweise nach den Maßgaben des BSI IT-Grundschutzes.
Der BSI IT-Grundschutz ist eine Methodik, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt wurde. Sie bietet Unternehmen einen umfassenden Katalog von Maßnahmen, die dabei helfen, IT-Systeme und Daten bestmöglich zu schützen. Der IT-Grundschutz beruht auf einem Stufenmodell, das es ermöglicht, die Sicherheitsmaßnahmen passend auf die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen.
BSI IT-Grundschutz: Der Weg zu mehr Sicherheit
Der BSI IT-Grundschutz beginnt mit einer umfassenden Risikoanalyse. Dabei werden alle IT-Systeme, die im Unternehmen genutzt werden, auf mögliche Schwachstellen untersucht. Auf Grundlage dieser Analyse können geeignete Sicherheitsmaßnahmen bestimmt werden. Der IT-Grundschutz unterteilt diese Maßnahmen in Basis-, Standard- und erweiterte Schutzmaßnahmen.
Zu den Basisschutzmaßnahmen gehören zum Beispiel regelmäßige Software-Updates und Patches. Diese schließen bekannte Sicherheitslücken und schützen vor Angriffen, die genau diese Schwachstellen ausnutzen. Auch die regelmäßige Erstellung von Backups gehört zu den Grundmaßnahmen. Diese sichern Ihre Daten und ermöglichen es, das System nach einem erfolgreichen Angriff schnell wiederherzustellen.
Standardmaßnahmen umfassen unter anderem den Einsatz von Firewalls und Antiviren-Software. Firewalls überwachen den Datenverkehr zwischen dem internen Netzwerk und dem Internet und blockieren unbefugte Zugriffe. Antiviren-Software erkennt und entfernt schädliche Programme, bevor sie Schaden anrichten können. Ein weiteres wichtiges Element ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Dabei wird neben dem Passwort eine zweite Form der Verifizierung verlangt, zum Beispiel ein SMS-Code oder ein Fingerabdruck. Das macht es für Angreifer deutlich schwieriger, in das System einzudringen.
Erweiterte Schutzmaßnahmen sind vor allem für Unternehmen mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen relevant. Dazu gehört beispielsweise die Verschlüsselung von Daten. Verschlüsselte Daten sind selbst dann geschützt, wenn sie abgefangen werden. Auch die Einführung von Intrusion-Detection-Systemen (IDS), die ungewöhnliche Aktivitäten im Netzwerk erkennen und melden, gehören zu den erweiterten Maßnahmen.
Organisatorische Maßnahmen und Schulungen
Neben den technischen Schutzmaßnahmen spielen auch organisatorische Maßnahmen eine wichtige Rolle. Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter helfen, das Bewusstsein für Cyber-Risiken zu schärfen. Mitarbeiter lernen dabei, Phishing-Mails zu erkennen und verdächtige Aktivitäten zu melden. Simulierte Phishing-Angriffe sind eine gute Methode, um das Verhalten der Mitarbeiter in realen Situationen zu testen.
Klare Sicherheitsrichtlinien und -protokolle sind ebenfalls notwendig. In diesen wird festgelegt, wie mit sensiblen Daten umgegangen wird und welche Maßnahmen im Falle eines Angriffs zu ergreifen sind. Notfallpläne, die regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, helfen dabei, im Ernstfall schnell und effektiv zu handeln.
Fazit
Das Rechnungswesen ist ein zentraler und daher besonders kritischer Bereich im Unternehmen. Die zunehmende Digitalisierung und die Einführung von E-Rechnungen erhöhen die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Doch mit den richtigen Maßnahmen können Sie Ihr Rechnungswesen effektiv schützen. Der BSI IT-Grundschutz bietet eine wertvolle Grundlage, um Sicherheitslücken zu identifizieren und zu schließen. Durch den Einsatz von technischen und organisatorischen Maßnahmen können Sie das Risiko von Cyber-Angriffen deutlich verringern und die Sicherheit Ihrer sensiblen Daten gewährleisten. Befassen Sie sich mit der Sicherheit Ihres Rechnungswesens – es lohnt sich!
Erstellt von (Name) E.R. am 13.08.2024
Geändert: 13.08.2024 09:26:03
Autor:
Jochen Treuz
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Oleg Dudko
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